Eine Woche nach Vorliegen seines positiven Covid-19-Testresultats hatte ein Betroffener noch immer keinen Covid-Code vom kantonsärztlichen Dienst erhalten. Kein Einzelfall. Bild: keystone
Gemäss einem aktuellen Bericht kann die Corona-Warn-App ihren Zweck öfters nicht wie gewünscht erfüllen. Bund und Kantone sind gefordert.
Die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) hat am Freitag einen beunruhigenden Bericht zur SwissCovid-App veröffentlich. Demnach wird nur ein kleiner Teil der Corona-Neuinfektionen in der App gemeldet. Und wenn eine Infizierung registriert werde, erfolge die Alarmierung manchmal zu spät.
Die NZZ-Journalisten berufen sich bei ihren Recherchen auf Zahlen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG), als Herausgeberin der App, erstmals zusammengestellt habe.
Zunächst ist an die Funktionsweise der SwissCovid-App zu erinnern: Das Eingeben des Covid-Codes erfolgt absolut freiwillig. Es ist niemand verpflichtet, andere zu warnen.
Allerdings können auch App-User, die positiv auf Covid-19 getestet wurden und andere App-User warnen wollen, dies offenbar nicht immer tun. Und zwar weil sie von den kantonalen Gesundheitsbehörden nicht rechtzeitig den erforderlichen Covid-Code erhalten. Dabei handelt es sich um den 12-stelligen Zahlencode, den man eingeben muss, um die anonyme Benachrichtigung der engeren Kontakte auszulösen.
Damit Infektionsketten möglichst schnell unterbrochen werden können, sollten die Betroffenen möglichst schnell das Testresultat erhalten und dazu den Covid-Code. Doch genau da harzt es gemäss den NZZ-Recherchen. Es gebe in der Meldekette «gleich mehrere behördliche Stellen, welche die simple Code-Vergabe verzögern können»:
Dieser Twitter-Nutzer, Angestellter beim Staatssekretariat für Wirtschaft, fragte beim Kanton nach, ob er den Covid-Code noch erhalte. Daraufhin empfahlen ihm laut NZZ die Beamten, die Hotline des BAG zu googeln und dort nach dem Code zu fragen. Erst als er bei Twitter die Vorgänge publik machte, erhielt er den Code – zehn Tage nach seinem Testresultat. screenshot: twitter
Der Schweizer Epidemiologe Marcel Salathé, der massgeblich an der SwissCovid-Entwicklung beteiligt war, bezeichnete die Hinweise auf nicht oder zu spät vergebene Covid-Codes gemäss dem Bericht als «besorgniserregend».
Epidemiologe Marcel Salathé
Um den Prozess zu beschleunigen, empfehle Salathé, den Code idealerweise mit dem Testergebnis zu überreichen.
Zum Vergleich: Bei der deutschen Corona-Warn-App wird beim Testen ein QR-Code abgegeben, mit dem man später das Testergebnis online abrufen kann. Betroffene können das Resultat aber auch bei einer Telefonhotline abfragen und erhalten auf Wunsch den Code für die Alarmierung.
Das lässt sich nur abschätzen. Das BAG liess verlauten, «es seien nur vereinzelt solche Fälle bekannt». Zudem seien die Kantone zuständig. Man gehe aber den Fällen von nicht verwendeten Codes nach und stehe in Kontakt mit den kantonsärztlichen Diensten, um die Gründe zu finden.
Im Moment würden anteilsmässig noch etwas weniger Neuinfektionen in der App gemeldet, als er erwartet hätte, sagte Salathé. Er hätte gehofft, dass die Zahl weiter ansteige:
Ein weiteres Problem ist die nach wie vor relativ tiefe Akzeptanz der SwissCovid-App bei der Smartphone-nutzenden Bevölkerung. Die Zahl aktiver Nutzerinnen und Nutzer der App stagniert laut NZZ-Bericht bei rund 14 Prozent.