Die Datenerfassung und Ausgabe durch die Kantone oder das Bundesamt für Gesundheit hinken den aktuellen Entwicklungen stets einige Tage hinten nach. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns nicht auf einen Wert verlassen, sondern uns alle wichtigen Kennzahlen im Verlauf anschauen.
Die bekannteste Zahl des Bundes ist wohl diejenige der Neuansteckungen, die sogenannte Fallzahl. Sie gibt an, wie viele Neumeldungen von Covid-Infektionen beim BAG eingegangen sind. Hierbei gilt zu beachten, dass die täglich gemeldeten Fälle nicht den Ansteckungen an genau diesem Tag entsprechen. Oft beinhalten die gemeldeten Fälle noch Nachmeldungen für die letzten drei bis vier Tage. Zudem hängt diese Zahl nicht zuletzt davon ab, wie ausführlich getestet wird. Deshalb ist in diesem Zusammenhang auch die Reproduktionszahl (R-Wert) und die Positivitätsrate wichtig.
Die Daten zu Hospitalisationen und Todesfällen zeigen ebenfalls eindrücklich, wie sich die Situation entwickelt. Zu berücksichtigen gilt es in diesem Zusammenhang, dass es einige Tage dauert, bis eine angesteckte Person in den Spital muss oder sogar stirbt. Deshalb entsteht eine Verzögerung von zwei bis vier Wochen, bis man den Einfluss allfälliger Massnahmen auf die Statistik spürt.
Viren entwickeln sich weiter, so auch das Coronavirus. Derzeit im Fokus steht der sogenannte N501Y-Mutationsstrang, zu denen auch die B.1.1.7- und B.1.351-Variante gezählt werden. Dieser B.1.1.7-Mutant gilt nach derzeitigem Forschungsstand als ansteckender: Er wird einfacher und damit schneller übertragen – und kann daher gefährlicher für jene Personen werden, die bei einer Infektion schwerer als andere erkranken.
Zu welcher Variante ein getestetes Coronavirus gehört, wird derzeit in verschiedenen Schweizer Laboren mittels genetische Charakterisierung von zufälligen SARS-CoV-2-Proben ermittelt. Alle Proben stammen von infizierten Personen.
Die rote Kurve zeigt den Anteil an B.1.1.7-Mutanten unter allen untersuchten Proben. Dieser Wert steigt derzeit – das löst bei der Politik Beunruhigung aus. Die blaue Fläche zeigt an, wie viele mutierten Varianten B.1.1.7-Fälle es gibt.
Die Schweiz und ihre Kantone führen derzeit keine detaillierte und konsequente Sequenzierung durch. Die Science Task Force liefert diese Daten wöchentlich. Bei den Daten handelt es sich deshalb lediglich um Schätzungen, die sich rückwirkend aufgrund neuer Daten verändern können. Die Taskforce hatte bereits im Sommer 2020 flächendeckende Sequenzierungen gefordert.
Bereits Ende Dezember 2020 hat die Schweiz erste Impfungen durchgeführt. Die meisten Kantone begannen jedoch erst Anfang 2021 damit, in kantonalen Impfzentren und mit mobilen Stationen zu impfen.
Seit dem 16. Februar 2021 veröffentlicht das BAG Zahlen darüber, wie viele Personen voll geimpft sind. Einige Impfstoffe benötigen mehr als eine verabreichte Impfdosis, um ihre volle Wirkung entfalten zu können. Die Zahlen der voll geimpften Personen können sich von der Zahl der verabreichten Dosen unterschieden, die an dieser Stelle bislang publiziert wurden.
Die Impfung gegen das Coronavirus ist unsere grösste Hoffnung, die Pandemie zu überwinden und in eine neue Normalität zu finden. Erste Kantone wollen die Impfung bereits im Frühling für die breite Bevölkerung zugänglich machen. Dann sollte es genügend Impfdosen für alle Einwohner haben, so die Verantwortlichen. Dabei setzt der Bund auf unterschiedliche Impfstoffe.
Coronavirus-Skeptiker führen gerne an, dass der Bund häufig Personen als Covid-Tote gezählt, die nicht an, sondern lediglich mit der Infektionskrankheit Covid-19 verstarben. Die Daten zur Übersterblichkeit in der Schweiz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) widerlegen diese Behauptung. Der graue Bereich der Grafik zeigt die erwarteten Todesfälle für das Jahr 2020 an.
Verlässt die Kurve diesen Bereich, spricht man von Über- oder Untersterblichkeit. Für das Jahr 2020 zeigt sich, dass deutlich mehr Über-65-Jährige gestorben sind als in den vorherigen Jahren. Zudem übertrifft diese Kurve auch jene der schlimmen Grippejahre 2015 und 2017.
In der folgenden Grafik sieht man die Entwicklung der Sterblichkeit in den Kantonen. Die Daten wurden am 31. Januar in den beiden Altersklassen (0–64 Jahre und über 65 Jahre) zur Verfügung gestellt und zeigen auf, in welchen Zeiträumen in den Kantonen statistisch gesehen eine Übersterblichkeit vorlag. Die kleineren Kantone wurden wegen geringer Aussagekraft weggelassen.
Erklärung: Bei den Balkendiagrammen haben wir beide Altersgruppen summiert. Die unteren Balken (magenta) zeigen die Anzahl Todesfälle pro Woche auf. Gab es in einer Woche mehr Todesfälle als schlimmsten Falls erwartet, werden diese Todesfälle oberhalb Erwartung schwarz eingefärbt. Unter «schlimmsten Falls» versteht man in Statistik-Sprech die obere Grenze des Erwartungsbandes.
So sieht die Spitalbelastung auf den Intensivstationen in der Schweiz aktuell aus:
Dabei muss beachtet werden, dass die Spitäler einige Eingriffe verschieben können, um die Intensivstationen zu entlasten. Deshalb nahm die Zahl der übrigen Patienten jeweils ab, sobald jene der SARS-CoV-2-Patienten anstieg. Zu sehen in dieser Grafik:
Die Spitalkapazität wird gesamtschweizerisch vom Bund erfasst. Stösst ein Spital an seine Grenzen, kann es die Patienten in weniger überlastete Einrichtungen überliefern. Welche Kantone im Moment an der Kapazitätsgrenze arbeiten, siehst du in dieser Grafik:
Die 7-Tage-Inzidenz zeigt dir, ob sich das Coronavirus in einem Kanton unter den Einwohnern verbreitet oder ob die Fälle zurückgehen. Dieser Grafik liegen die Fallzahlen im Verhältnis zur Bevölkerung zugrunde. So können die Zahlen aus den unterschiedlichen Kantonen miteinander verglichen werden, obwohl sie bevölkerungstechnisch unterschiedlich gross sind.
So hat sich SARS-CoV-2 in den einzelnen Kantonen ausgebreitet. Bei der 7-Tage-Inzidenz zeigen wir zusätzlich die Veränderung zwischen dem aktuellstem und dem höchsten Wert in den vergangenen zwei Wochen an. Beim R-Wert der Kantone zeigen wir zusätzlich den Unschärfebereich an.
Die Fallzahlen des BAGs alleine können die Realität verzerren. Wird weniger getestet, ergeben sich dadurch offensichtlich auch tiefere Meldungen. Deshalb muss berücksichtigt werden, wie viele Tests in dieser Zeit durchgeführt wurden.
Aus dem Verhältnis der durchgeführten und der davon positiven Tests ergibt sich die Positivitätsrate. Liegt diese über fünf Prozent, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, (WHO) mehr zu testen. Nur so lange die Positivitätsrate tief gehalten wird, kann die Entwicklung der Pandemie verlässlich nachverfolgt werden. Ein rasanter Anstieg der Positivitätsrate weist in jedem Fall auf eine vermehrte Infektionen mit dem Coronavirus hin und der Bund muss reagieren.
Der R-Wert sorgt hierzulande immer wieder für Diskussionsstoff. Der Grund dafür ist, dass es bei der Reproduktionszahl um eine Modellrechnung und nicht um einen konkret gemessenen Wert handelt. Er weist bei kleinen Kantonen einen hohen Unsicherheitsbereich auf.
Der R-Wert zeigt an, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Da nicht alle Ansteckungen auch tatsächlich entdeckt werden, wird der Wert in einem komplexen Modell der ETH errechnet.
Das Modell zeigt: Befindet sich der R-Wert über dem Wert 1, befinden wir uns bereits im exponentiellen Wachstum neuer Ansteckungen. Der Wert muss unter 1 liegen, damit die Fälle zurückgehen. Deshalb ist diese Kennzahl besonders wichtig. Sie zeigt an, ob strengere Massnahmen getroffen werden sollten oder ob der Bundesrat bereits über Lockerungen nachdenken kann.