«Wollen wir das wirklich?»: Schäfer wollen Wanderer mit Schaf-Kadavern wachrütteln. bild: walliser bote/pomona.media
Für die Ausflügler im Lötschental ist es kein schöner Anblick. Schäfer haben auf einer beliebten Wanderroute ein Panel montiert, wo sie die genauen Standorte aller Wolfsangriffe im Hochtal aufzeigen. Ein alpiner Schafskadaver-«Counter» sozusagen.
«Wollen wir das wirklich?»: Am Zaun auf der Faflernalp hängen weiter Bilder von Schafskadavern, die von den Wölfen gerissen wurden. 2020 gab es im Lötschental laut dem Wildhüter sechs Wolfsangriffe, bei denen 44 Schafe starben.
Bernhard Räss
Hinter der Protestaktion steckt der Walliser Schäfer Bernhard Räss, der so für das neue Jagdgesetz mobilisieren will. Dies sieht Lockerungen beim Wolfsabschuss vor.
«Was hier passiert, ist schlimm. Wir wollen den Leuten aufzeigen, was in den Randregionen abgeht», erklärt der Schafhalter im Walliser Boten den Grund der Protestaktion.
Man dürfe den Schäfern nicht noch mehr Steine in den Weg legen. Sie hätten die Herdenschutzmassnahmen umgesetzt, die ihnen zumutbar und realistisch erschienen seien. «Die Option Herdenschutzhunde ist für uns kein Thema. Mitten durch unsere Alp führt ein Wanderweg, da hätten wir ständig Schwierigkeiten und Konflikte mit Passanten», sagt Räss weiter.
Die Gegner des neuen Jagdgesetzes finden das Plakat im Lötschental übertrieben. Es sei schade um jedes Schaf, das auf der Alp stirbt. Nur ein kleiner Teil werde aber Opfer einer Wolfsattacke. «Diese Todesfälle nun für eine politische Kampagne zu instrumentalisieren, ist unverhältnismässig», so EVP-Nationalrat Nik Gugger.
Die jährlichen Schafverluste während der Sömmerung betrügen circa 4700 Tiere pro Jahr, davon seien 300 bis 500 auf Wolfsrisse zurückzuführen. Der Rest sterbe durch Unfälle, Blitzeinschläge oder Klauenkrankheiten.
«Das Jagdgesetz ist de facto ein Abschussgesetz. Die Wolfspräsenz ist jedoch eine Herausforderung. Der Lernprozess, wie Alp, Luchs und Wolf nebeneinander existieren können, ist jedoch vielerorts nicht abgeschlossen oder hat erst begonnen», heisst es weiter in einer Mitteilung der Gegnerschaft.
Video: sda/SDA
(amü)